Als die ersten sieben Oblaten vor 100 Jahren am 4. April 1903 die Engelporter Ruinen bezogen, um darauf ein neues Gotteshaus und Wohngebäude zu errichten, kamen sie mit fast nichts an. Da war es eine nette Willkommensgeste der Mörsdorfer, ihnen für die erste Woche Nahrungsmittel zu spenden, nämlich Schweinfleisch und Schinken. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, wenn er liest, dass das Fleisch zäh und der Schinken hart war, ebenso wie das von anderen Gönnern geschenkte Roggenbrot. Die eigenen Lebensmittel der Mörsdorfer dürften auch nicht von viel besserer Qualität gewesen sein. Dabei gab es Zeiten, in denen die Gemeinde den Engelportern – damals waren es adelige Chorfrauen – tatsächlich nicht sehr wohl gesonnen war und ihnen nicht einmal ein hartes Stück Brot geschenkt hätte. Die Geschichte ist nämlich voll von Streitereien zwischen diesen beiden Nachbarn, bei denen es – wie so oft bei Nachbarn – meist um die gemeinsamen Grenzen ging.

Der erste urkundlich erwähnte Geschäftskontakt zwischen der Gemeinde Mörsdorf und dem Kloster Maria Engelport liegt genau 700 Jahre zurück. Am 6. Juni 1303 kauften die Engelporter Chorfrauen der Gemeinde nämlich für 70 Denare Land (Wald, Felder und Weiden) ab und 1321 und 1339 kauften sie weitere Wälder dazu. Allerdings hatten sich die Mörsdorfer auf einem Teil der Güter das gemeinsame Weiderecht vorbehalten. Trotz Urkunden mit Grenzbeschreibungen konnte man sich in den folgenden Jahrhunderten nie so richtig über den korrekten Grenzverlauf und die tatsächlichen Besitzverhältnisse einigen. Immer wieder kam es zu ernsthaften Spannungen und auf beiden Seiten gab es Schadenfreude, wenn man der Gegenseite "eins ausgewischt" hatte.
Ein erster überlieferter Streit wurde 1490 von dem Priester und Notar Johannes Lupi geschlichtet. Es wurde festgelegt, dass Engelport gegen Bezahlung von sechs Gulden weiterhin in den Mörsdorfer Wäldern bei Bedarf neun oder zehn Stämme Bauholz hauen dürfe.

Obwohl die Grenzen mittlerweile durch sogenannte Kreuzbäume abgesteckt worden waren, mussten 1545 die Besitzverhältnisse und die Holzhaurechte neu geregelt, sowie die Grenzen neu bestimmt werden. Lange hielt der Friede aber nicht. Schon 13 Jahre später flammte der Nachbarschaftsstreit erneut auf und nahm bis zur Besetzung des Engelporter Konvents durch die Franzosen im Jahre 1794 kein Ende. Immer wieder wurden Vergleiche geschlossen, aber niemand scherte sich darum. Der Streit ging soweit, dass sich Gemeinde und Konvent gegenseitig Vieh pfändeten und Menschen gefangen nahmen, die erst gegen Zahlung eines Lösegeldes wieder frei gelassen wurden. 1778 wurden letztmals die Grenzen gemeinsam abgeschritten und mit Grenzsteinen markiert.

Nun gab es aber keineswegs nur Streit. Das beweisen die vielen im Memorienbuch vermerkten Schenkungen Mörsdorfer Bürger. Fast vierzig Einzelpersonen und Familien stifteten Geld, Getreide, Öl und auch Land. Ja es gab sogar zwei Frauen die als Laien (Donaten) ins Kloster eintraten. Das waren eine Schwester Anna und die Schwester Catharina Meynckem. Auch die Mörsdorfer Pastöre waren den Engelportern offenbar gewogen. Im Totenbuch werden drei als Gönner genannt, nämlich Konrad Nachthube von Daun, ein aus Mörsdorf stammender Mastershausener Pastor namens Konrad (in der Zeit zwischen 1340-und 1552) und Remigius, der 1657 starb.

Auch die Oblaten hatten von Anfang an ein gutes Verhältnis zum Mörsdorfer Pfarrer. Als sie dem scheidenden Pastor Louis aber 1906 für 1.550 Mark ein Halbverdeck (Kutsche) abkauften, erwiesen sie keine glückliche Hand. Diese Kutsche wurde nämlich "Nachtgeschirr" genannt, weil sie nicht tageslichttauglich war und eine zu genaue Inspektion scheute.

Die bedeutendste Mörsdorfer Stiftung für Engelport war die Dotation des Agnes-Altares durch das Ehepaar Johann von Braunshorn und Lysa von Dollendorf. Die Stiftung wurde am 15. September 1310 begründet und im Laufe der Zeit ausbauten. Wichtigster Bestandteil waren zwei Höfe zu Mörsdorf (1328 und 1332). Der große Hof umfasste etwa 81 Morgen und war an acht Familien verpachtet. Der kleine Hof hatte nur knapp fünf Morgen und wurde an einen Pächter vergeben. Die Engelporter hatten zwar versprochen, die Höfe niemals zu verkaufen, aber das schützte natürlich nicht davor, dass sie von dem französischen Staat im Rahmen der Säkularisierung vor 200 Jahren versteigert wurden. Sie brachten immerhin 32.200 von insgesamt 87.470 Francs im gesamten Amt Kastellaun ein.



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