Hartnäckigkeit zahlt sich manchmal aus. So auch bei der Spurensuche zu Beatrix von Engelport. Schon bald nach Erscheinen der ersten ausführlicheren Publikationen konnten weitere hochinte-ressante Erkenntnisse gewonnen werden, die Anlass zum Verfassen der nun vorliegenden Mono-graphie gaben. Ganz neu und höchst überraschend war beispielsweise die bis vor kurzem für lange Zeit in Vergessenheit geratene Tatsache, dass auf einem für die Parkabtei zu Heverlee (Löwen) im Jahre 1640 geschaffenen Kreuzgangfenster die selige Beatrix von Engelport dargestellt ist.

Diesem Fund wird ein eigenes Kapitel gewidmet, genauso wie einem um 1669 von Vigor Boucquet für das Prämonstratenserinnenkloster zu Veurne angefertigten Gemälde mit politischem Hinter-grund und einem Ölgemälde des 17. Jahrhunderts in dem Kloster Zwiercyniec. Ebenso wurde ein allgemeines Kapitel über die Engelporter Reliquien vorangestellt und die übrigen Kapitel wurden grundlegend überarbeitet, stark erweitert und um Übersichten zur historischen Literatur und zur Ikonographie ergänzt sowie durch eine Faktenprüfung abgerundet. Dazu wurden die Sekundär-quellen neu gesichtet und um bisher nicht bekannte Primärquellen ergänzt.

Die wenigen validen Fakten lassen sich wie folgt zusammenfassen: Eine zwischen 1262 und 1406 verstorbene adlige Engelporter Chorfrau namens Beatrix wurde von den dortigen Prämonstraten-serinnen als selig verehrt.
Ihre Gebeine wurden vermutlich schon vor 1406 erhoben und auf dem Jungfrauenchor zusammen mit zwei ihrer seidenen Schleier und einer steinernen Lampe in einem wahrscheinlich sehr schlichten Holzsarg aufbewahrt. Ob sie wirklich, wie allgemein angenommen wird, eine Tochter des Klostergründers Philipp von Wildenberg war, ist nicht sicher und warum ge-nau sie verehrt wurde, ist nicht bekannt. Dass sie gar die erste Engelporter Priorin gewesen sein soll, ist eine neuzeitliche, nicht belegbare Mutmaßung. Zeitgenössische Quellen fehlen und auch ihr materielles Vermächtnis ging in der Französischen Revolution verloren. Aus dem 17. Jahrhundert sind kurze, legendenhaft ausgeschmückte Informationen überliefert, aber eine umfassende Vita hat es wohl nie gegeben. Möglicherweise trug alleine schon der Name Beatrix zu ihrer Verehrung bei oder beförderte diese zumindest, obwohl sich der Vorname nicht von beata (lat. selig), son-dern von viatrix (lat. Pilgerin) herleitet.

Es sei betont, dass Beatrix von Engelport nie offiziell selig gesprochen wurde, sie also keine Selige im kirchenrechtlichen Sinne ist. Andererseits wurde sie im Kloster Maria Engelport als selig verehrt und hatte hier eine gewisse Bedeutung als Lokalheilige. Aber auch in Flandern und Polen gibt es historische Spuren ihrer Verehrung in der Hagiographie, in der Ikonographie und in Form von Reli-quien, die vor allem zur Mitte des 18. Jahrhunderts von dem Rommersdorfer Abt Petrus Diederich gefördert wurde. Dabei wird sie stets als selig oder heiligmäßig bezeichnet.

Nur selten zuvor wurde der Autor übrigens von einem Forschungsobjekt derart in Atem gehalten wie in diesem Fall. Bei der Verfolgung jeder noch so kleinen Spur legte er hunderte von Kilometern zurück, um Archive aufzusuchen und verbrachte hunderte von Stunden mit der Transkription, Translation und Interpretation von Quellen. Auch wenn dabei kaum konkret Biografisches zutage trat, hat sich die zeitliche, finanzielle und emotionale Anstrengung gelohnt und der Autor hofft, den interessierten Leserinnen und Lesern eine umfassende und ansprechende Datensammlung und -analyse vorlegen zu können und dabei gleichermaßen wissenschaftlichen Ansprüchen wie heimat-kundlichen Erwartungen gerecht zu werden.