Der St. Georg-Altar in Engelport befand sich in einer eigenen Kapelle zur rechten Seite der Kirche. Am 4. März 1308 übertrugen Johann, Herr zu Wildenberg und seine Frau Irmgard dem Konvent ihren Zehnt in Rode (Neroth ?) mit Zubehör, jährlich ein Fuder Wein aus Neef und drei Mark Denare aus ihrem Zehnt zu Kültz. Dafür hatte das Kloster neben dem Prior einen weiteren Priester als Vikar zu unterhalten, der an dem Altar St. Georg täglich eine hl. Messe zelebrieren sollte.

Das Kollationsrecht, das heißt, das Recht der Auswahl des Kandidaten für dieses Amt, behielt sich das Haus Wildenberg vor. Als erstem Priester wurde die Vikarie dem Christian, Priester von Strimmig, übertragen, der zugleich für die ersten vier Jahre von der Anwesenheitspflicht in Engelport befreit wurde. Die Einkünfte dieser ersten Jahre hatte er mit Rat des Werner Brender von Eltz zum Nutzen der Vikarie anzulegen. Zusätzlich mußte er acht Malter Kornzinsen aus Eigenbesitz erwerben. Diese Zinsen sollten zunächst seiner Mutter Greta zeitlebens zustehen, nach deren Tod aber zusammen mit ihrem Haus in Karden, drei Weinbergen in der Pellenz und einem Garten an Engelport fallen. Damit dürfte sich Christian in diese Vikarie eingekauft und seiner Mutter eine Seelenmesse gesichert haben. Er hatte zudem den Vorteil, dass er zumindest die ersten Jahre nicht täglich den Weg von Strimmig nach Engelport zurücklegen musste um dort die hl. Messe zu lesen. Ob aber während dieser Zeit die Messe ausgesetzt oder von einem anderen Priester vertretungsweise gelesen wurde, ist nicht bekannt.

Später kamen weitere Meßstiftungen hinzu. So vermachte Konrad Frei von Treis, der von 1300 bis 1342 Kanoniker in Karden war, der Kapelle ein Malter Weizenmehl. Dafür sollte jährlich eine Seelenmesse für ihn und seine Eltern gehalten werden. Dies ist in dem Engelporter Totenbuch unter dem 20. Dezember vermerkt. Am dritten Oktober 1339 verkauften Heyman (Heiman Püntgen), Punsteyners Sohn, von Strimmig und seine Frau Gele (Gertrud) dem Klaus, Kaplan des Georg-Altares zu Engelport und seinen Nachfolgern eine Kornrente von zehn Malter Treiser Maß für bereits gezahlte sechs Mark Pfennige, drei Heller pro Pfennig gerechnet. Dafür verpfändeten sie verschiedene Güter in Altstrimmig. Die Gülte war jährlich zwischen Mariä Himmelfahrt und Mariä Geburt nach Engel-port in das Haus des Kaplans zu liefern. Diesem »Nycolaus, vicarius Sti. Georgii« wurde am 7.12. im Totenbuch gedacht.

Im Laufe der Zeit war dem Kloster, das sich 1534 zum Stellenabbau gezwungen sah, das Patronatsrecht übertragen worden. Am 18. Dezember verleibte ihm der Trierer Erzbischof Johann von Metzenhausen daher auf Bitten der Meisterin Agnes von Coppenstein den zum St. Georg-Altar gehörenden Besitz ein. Diese Maßnahme wurde damit begründet, daß das Kloster, in dem damals 25 Chorfrauen lebten, Mangel an Einkünften hatte. Der damalige Inhaber des Benefiziums, Hermann Honsbach hatte am 06.12. durch seinen Vertreter Peter Nittell, den Dekan von St. Paulin in Trier, seinen Verzicht erklärt. Zur Sicherung der Meßstiftungen mußte sich das Kloster aber dazu verpflichten, alle auf die Kapelle gestifteten Messen etc. durch einen Welt- oder Ordenspriester lesen zu lassen und für die bauliche und kultische Erhaltung zu sorgen.

Es ist erstaunlich, dass Anfang des 14. Jahrhunderts das Patrozinium des hl. Georg im Erzbistum Trier erscheint. Laut Pauly fällt Georg in die Gruppe der jüngeren Kirchenpatrone und wird von ihm im alten Erzbistum Trier erstmals fast 250 Jahre später, nämlich für 1552 in Greimerath und ab 1656 auch in Blankenrath und Georgsweiler, nachgewiesen. Andererseits liegt es natürlich auch nahe, dass ein Ritter bei der Stiftung eines Altares an den Schutzheiligen der Ordensritter und Kreuzfahrer, den hl. Georg dachte. Johann von Wildenberg war 1270 selbst nach Palästina gepilgert. Wahrscheinlich hatte er an dem 7. Kreuzzug unter König Ludwig IX. von Frankreich (der Heilige) teilgenommen. Dieser Kreuzzug kam nur bis Tunis, wo der König und ein großer Teil seines Heeres durch die Pest dahingerafft wurden. Eventuell setzte Johann von Wildenberg den Weg als Pilger fort und könnte so auf dem Landweg auch durch Kappadozien, der Heimat Georgs, gekommen sein. Vielleicht war er sogar in Lydda, Diospolis (heute Lod, Israel) gewesen, von wo die Verehrung des Heiligen ihren Ursprung genommen hatte, nachdem er im Jahre 305 unter Diokletian als Märtyrer enthauptet worden war.