Nachdem die französische Armee im Herbst 1794 auch das Kloster Engelport besetzt hatte, waren die Chorfrauen nach Treis und der Prior nach Andernach geflohen. Nur ein Eremit, vermutlich der Pfründner, und einige Bedienstete scheinen in dem Kloster geblieben zu sein. Sie wurden während der kommenden Monate von den Besatzern arg drangsaliert.

Für einen Teil der Bevölkerung in den umliegenden Orten bot die Machtumkehr eine willkommene Gelegenheit, den angestauten Ärger über Engelport abzubauen. Der Chronist vermerkt z. B.: »dieses wahr eine schöne gelegenheit der gemein fanckel ihren haß gegen Closter Engelport an den Tag zu legen wovohn nicht wohl eine beschreibung zu machen ist«. Es sind vor allem zwei Begebenheiten, die dies deutlich machen, nämlich der Verkauf der Orgel an Bruttig und die Plünderung der Wein- und Futtervorräte im Fankeler Keller.

Die Orgel hatte verständlicherweise für die Chorfrauen eine besonders wichtige Bedeutung, da sie für den täglichen Chorgesang benötigt wurde. Es handelte sich dabei um ein kleines vierfüßiges Werk mit neun Registern und drei Bälgen, das auf dem Singchor vor dem St. Michaelaltar stand. Bereits 1792 wurde sie als zwar alt, aber gut beschrieben.

Schon bald nach dem Eintreffen der Franzosen wurden sämtliche Klostermobilien versteigert, darunter auch die Orgel. Der Ansteigerer, ein Cochemer namens Gerhards, ließ die »Pressen« ausbauen und zunächst lediglich den Orgelkasten und die Bälge im Kloster. Als der Chronist Anfang 1795 erfuhr, daß sie an die Gemeinde Bruttig verkauft werden sollte, eilte er zu dem dortigen Pfarrer, um zu intervenieren.

Als er »auff bruttig be˙ H. pastor in Meinung den Kauff zu hindertreiben« vorsprach, erfuhr er jedoch, daß dieser bereits perfekt war, und er erlebte darüber hinaus eine große Überraschung. Als er dem Pfarrer sagte, daß »wahn unser freulen wieder zurück kohmen« die Orgel von ihnen gewiß ausgelöst werde, antwortete jener nur: »wan sie guten profit geben«. Aber er setzte noch eins oben drauf und entgegnete auf den Einwand »unser freulen würden die orgel gewiß nicht zurücklassen« mit der Drohung, »so wolte er selbst in die Kirch gehen und die peiffen kurz und glein schlagen«.

Unmittelbar nach diesem Gespräch ließ der Geistliche den Orgelkasten mit Zubehör nach Bruttig transportieren und dort aufbauen. Am Gründonnerstag, dem 2. April, durfte die Orgel in der Bruttiger Kirche für das Kloster gespielt werden, obwohl der größte Teil der Bevölkerung dagegen war. Als die Pfarrei 1838 eine neue - nach den Plänen von Lassaulx (1833) - von den Brüdern Stumm erbaute Orgel erhielt, versteigerte sie die alte für 50 Taler nach Moselkern. In dem Protokoll der dortigen Kirchenratssitzungen heißt es: »Mit Gottes Hilfe stand [sie] schon am Feste Mariä Geburt 1838, an Schönheit und Ton und innerem Gehalt einer neuen nicht nachstehend, fertig da«. Noch lange versah sie dort ihren Dienst, wurde aber 1945 zerstört und 1949 ersetzt. Sie hatte die Französische Revolution also 150 Jahre überlebt.

Auch Kircheninventar Engelports gelangte im Zuge der Aufhebung des Klosters nach Bruttig. »In einer Kapelle bei Bruttig sollen sich ein Schrank mit Reliquien und einer Muttergottes und zwei Kisten mit Paramenten befunden haben, die aber bei einem Brande ... 1848 zu Grunde gingen.«



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