Schon bei der Taufe der Everhardina Maria Sophia von Bergoffsky am 10.05.1719 zeichneten
sich Unstimmigkeiten ab, die sie scheinbar ihr Leben lang begleiteten und das Kloster
Engelport später in den Genuß eines ansehnlichen Erbes brachten. In dem Herxheimer
Taufbuch sind ihre Vornamen kaum zu entziffern, da zunächst falsche Namen eingetragen
und dann wieder gestrichen worden waren. Bei dem Täufling handelte es sich um die Tochter
von Joseph Maria von Bergoffsky, der am 18.04.1712 »mit der tugentreichen Frewle. Maria
Juliana von Mastlitz nach catholischem Gebrauch copuliert« worden war. Als das Kind
gerade 1¼ Jahre alt war, verlor es bereits die Mutter.
Der Vater ließ sich lange Zeit, bis er erneut heiratete und man darf darüber spekulieren,
wie wohl die Erziehung des alleinstehenden Hauptmannes ausgesehen haben mag. Erst mit
Johanna Maria von Irmtraut, der Witwe des kurmainzischen Hauptmannes (Johann) von Lindau,
scheint er wieder eine Frau nach seinen Vorstellungen gefunden zu haben. Als er sie am
07.05.1742 heiratete, war seine einzige Tochter und Erbin soeben 23 Jahre alt geworden.
Von ihrer Stiefmutter rührte das fraglichen Erbe her und durch sie wurde auch die
Beziehung zum Kloster Maria Engelport geknüpft. Sie hatte den Besitz nämlich von ihren
Eltern Philipp Wolf von Irmtraut ( 1673) und Emilia Ursula von Obentraut mit in die Ehe gebracht.
Everhardina Maria Sophia von Bergoffsky fand erst mit 36 Jahren in Laurentius Josephus
von Bertha ( vor 1773) einen Mann, der sie heiratete. Wie sich schon bald herausstellte,
fühlte er sich allerdings nicht für die Ehe geschaffen. Warum sie erst so spät zum
Traualtar schritt, bleibt ein Geheimnis. Daß ein Schatten über dem Leben der Braut lag,
wurde ja bereits angedeutet und möglicherweise war sie froh, überhaupt »unter die Haube
zu kommen«. So ehelichte sie gegen den Willen des Vaters am 26.11.1755 den in Kurmainzer
Diensten stehenden Fähnrich, der laut Schüppen »von schlechter Parentel« war. Und
tatsächlich überlegte es sich der Bräutigam rasch anders und verließ seine Frau schon
bald nach der Ehe.
Der Vater war derart enttäuscht von seiner Tochter, daß er sie lediglich als Nutznießerin
seines Erbes vorsah. Falls sie ohne legitime Nachkommen sterbe, sollte in Engelport mit
dem Erbe ein Jahrgedächtnis für die Familie gestiftet werden. Er errichtete sein Testament
am 20.01.1760, also einen Monat bevor er am 18.02. in Mainz starb. Daß er gerade
Engelport testamentarisch bedachte, kam nicht von ungefähr. Schließlich war das Kloster
die Heimat mehrerer weiblicher Verwandten seiner zweiten Ehefrau. Dazu gehörten auch
die beiden Meisterinnen Charlotta Margaretha Elisabetha von Piesport (Meisterin 1699-1719)
und deren Nichte Sybilla Gertrud Dorothea von Romrod (Meisterin 1752-1775). Nach dem
Tod ihrer Mutter Anna Sophia von Piesport heiratete der Vater Ludwig Adam von Romrod
( 1736) in zweiter Ehe 1709 die Elisabetha Juliana von der Huben gen. Pampus. Diese
war wiederum Witwe von Johann Ludwig Adam von Irmtraut (1644-1694), dem Stiefonkel
Eberhardinas von Bergoffsky.
Auch die Familie Pampus von der Höhen hatte enge Beziehungen zum Kloster Engelport.
Anna Katharina Gertrud von Wentz zu Niederlahnstein war 1699 Meisterin in Engelport
und Tochter von Philipp Christoph von Wentz zu Niederlahnstein und Maria Sibilla Pampus
von der Höhen. 1739 starb schließlich eine Donate namens Elisabetha Margaretha de Pampus
in Engelport.
Maria Elisabetha von Wollenschläger ( 06.06.1762), Tochter des Johann Gabriel von
Wollenschläger und der Anna Dorothea von Irmtraut, war Klosterfrau in Engelport und
im Totenbuch wird unter dem 17.05. eine »Agnes de Oebentrut, soror nostra« ( vor 1697)
erwähnt, die möglicherweise über Emilia Ursula von Obentraut mit der Familie von Irmtraut
verwandt war.
Die Eberhardina Maria Sophia von Berta, geborene von Bergoffsky, fristete in Herxheim ein
glückloses Dasein. Die näheren Umstände ihres Todes werden eindrucksvoll in dem von dem
Pfarrer Anton Mollier verfaßten Sterbeeintrag beschrieben: »Am sechsten des Monats Juni
morgens wurde die Frau Eberhardina, geb. von Bergovsky, etwa 64 Jahre alt, die vor ungefähr
vierzig Jahren von ihrem Ehemann N. Berta, einem Soldaten aus Mainz / ob er noch unter
den Lebenden weilt oder nicht, weiß man nicht / verlassen wurde, und die hier in Herxheim
geboren ist und immer nur an diesem Ort wohnte, in ihrer verschlossenen und verriegelten
Schlafkammer tot aufgefunden, nachdem sie vorhergehend und seit einem ganzen Jahr schwach,
krank, von ihren Kräften verlassen und in vielerlei Hinsicht schwächlich herumgelegen
hatte; sie ist am siebten des gleichen Monats auf unserem Friedhof begraben worden ...«.
Man sollte annehmen, daß Engelport nach dem Tod der Frau Berta das Erbe antreten konnte.
Aber ganz so reibungslos ging das nicht, denn erst ein Jahr nach dem Tod der Erblasserin
war die Nachricht im Flaumbachtal eingetroffen. Der Pfarrer Mollier hatte nämlich
angenommen, das Kloster »Unserer Lieben Frau vor den Mauern zum Hl. Thomas« bei Andernach
sei Erbe und sich daher an den dortigen Kellner gewandt »... und man hat diesen Brief
in der Kammer des in dem Jahr 1788 verstorbenen Herrn Kellners gefunden, welchen Brief
sodann dasige Abbtissin auf Engelport geschickt hat mit Glückwunsch zu dieser Erbschafft.«
Da die Engelporter dem Schreiben zunächst nicht recht trauten, fragten sie noch einmal
bei dem Pfarrer nach, der ob dieses Mißtrauens verärgert war.
Schließlich stellte sich heraus, daß die aus dem Erbe resultierende jährliche Pension
von 15 Gulden noch nach dem Tod der Frau Berta von einem Schwindler in deren Namen in
Empfang genommen worden war. Das Erbe umfaßte ein Kapital von dreihundert Gulden und
»zwe’tens besteht diese Erbschafft in dem großen, kleinen, und Blut-Zehenden zu Ober-Sa’n.
Dieser Zehende wird in zwe’ gleiche Theil getheilt. Die Eigenthümer sind der
Irmentrautische /: dermahlen das adeliche Gotteshauß Maria-Engelport als Erbin ...
und von Weräkamp und wird der Hessische Zehenden benahmset. Be’de Eigenthümer theilen
in zwe’ Theile den großen, kleinen, und Blutzehenden in Obersa’n in Heundorf, Etzelbach,
und Hahn; ...«.
Engelport hatte nicht sehr viel Glück mit dem Erbe. Das Kloster verpachtete den Zehnt
für etwa 36 Reichstaler pro Jahr, aber die Pacht mußte teilweise wegen Hagelschlages
gemindert werden. Nach dem Einmarsch der Franzosen im Herbst 1794 hatte Engelport dann
ohnehin keinen Nutzen mehr davon. Aber auch die neuen Eigentümer wurden damit nicht
besonders glücklich. Am 20.09.1806 wurde der Gemeinde Obersayn gar wegen unzulänglicher
Erfüllung ihrer Abgabepflicht von der Amtskellnerei Montabaur mit einer militärischen
Exekution, also der zwangsweisen Eintreibung, gedroht.
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