Schon früher wallfahrtete man aus den umliegenden Orten nach Engelport. Dabei kam der Annaverehrung eine besondere Bedeutung zu. Welch großes Vertrauen man in das Gebet zur heiligen Anna setzte, wird in dem Bericht von Wilhelm Mülheim aus dem Jahre 1658 deutlich. Einige Begebenheiten seien hier mit den Worten einer späteren Abschrift wiedergegeben:

»In diesem Kloster ist auch berühmt die Andacht gegen die heilige Annam, die Mutter der seligsten Gottesgebährerin Maria. (Es) pflegten sonderlich die schwangeren Weiber und Kindbetterinnen ihre Zuflucht hierhin zu nehmen und für das Heil ihrer Kinder zu bitten; (ebenso) die Unfruchtbaren anzuhalten, daß sie durch die gewaltige Fürbitte der heiligen Mutter Annae mit Kindern mögen beseliget werden, (Sie werden) nicht so sehr durch Alters löbliches Herkommen, als durch vielfältig besehene Miraculen und Wunderzeichen hierhin ihre Bittfahrten zu thun, angereizet.

Ein adeliger Herr truge großes Verlangen nach Leibeserben, hatte schon 15 ganze Jahre vergeblich hierauf gewartet und nunmehr alle Hoffnung, mit Kindern beseligt zu werden, abgelegt. Siehe ! da ist die heilige Anna ihm durch ihre Fürbitt behilflich gewesen; denn im sechzehnten Jahr der Unfruchtbarkeit hat er sich endlich erfreuet, daß er Kinder erworben, welche ihm aller Mutmaßung nach seine Fräulein Schwester, so eine Professa dieses Klosters war und zu dem Ende täglich die heilige Mutter Anna fleißig verehret und angerufen, durch ihr Gebet zu Wegen gebracht hat.

Eine andere adelige Dame, als sie in langer Zeit keine gewünschten Leibeserben im Ehestande erwerben konnte, hat endlich baarfüßig und mit Müllen auf der bloßen Haut angezogen, ihren Bittgang hierhin angestellet. Nachdem sie zu Ehren der heiligen Anna ihr Opfer verrichtet und dem Amte der hl. Messe, so sie bestellet, mit schuldigster Andacht beigewohnet, hat sie sich nach Haus begeben und hierauf die Gnade Gottes durch die Verdienste und Fürbitt der hl. Anna empfunden; denn selbige erfreuet sich ebenmäßig, daß sie Söhne und Töchter zur Welt geboren.

Eine andere Person hatte ein totes Kind geboren, worüber sie zumal bestürzet. Was tat´s ? sie gelobt der hl. Mutter Anna eine Bittfahrt nach Maria Engelpforten, dem Kind so lang das Leben zu erwerben, daß es mögte getauft werden. Von Stund an wird das Kind lebendig und empfanget die heilige Tauf. Darnach hat es noch zwölf Stunden gelebt und ist wiederum verschieden.

Um das Jahr 1657, als eine adelige Matron 7 Jahr lang im Ehestand gelebet und das Ziel der Ehe nicht erreichen, nämlich keine Leibserben erlangen konnte, hat sie der hl. Mutter Anna zu Ehren einen Bittgang nach Engelpforten verlobet und ausgerichtet. Nachdem sie daselbst gebeichtet und communiciert, auch ein merkliches Opfer an Geld und eine Kerze, so hoch als St. Anna Kapelle gespendet, ist sie innerhalb eines Jahres Frist mit einem Söhngen beseliget worden.

Ein Weib zu Treis hatte im Jahr 1657 ein krankes Kind, an welchem schier nichts als Haut und Bein, also, daß es ein Jammer zu sehen war. Selbiges truge sie in der Wiege nacher Mariae Engelpforten mit großem Vertrauen. Durch die Vorbitt der hl. Annae ihm daselbsten die Gesundheit zu erlangen, leget das kranke Kind auf St. Anna Altar, haltet an, daß doch von allen geistlichen Jungfrauen ein gemein Gebet möge geschehen. Indem alle sämtlich mit der betrübten Mutter die hl. Annam eifrig anrufen, eröffnet das kranke Kind seine Äuglein, schauet das Bildnis der hl. Anna an, als wollte es selbiges anlächeln, und geneset also, daß es von der Stund an stark und gesund worden. So lang die Mutter gelebt, ist sie mit selbigem Kind alle Jahr auf St. Anna Tag, ihrem Gelübd nach, hierhin kommen, ihre Andacht zu verrichten. Jetzo aber, nach Ableben der Mutter, besuchet und verehret das Mägdelein noch jährlichs zur schuldigen Danksagung die hl. Mutter Annam in hiesiger Kirchen.

Im Jahr 1664 hat sich in der Stadt Mayen zugetragen, daß ein Weib sich hinaus zur Feldarbeit begeben, ihr Kind, so ungefähr zwei Jahre alt, im Haus allein hinterlassen. Da sie wiederum zurückkam, fand sie mit höchster Bestürzung selbiges auf der Erde liegend, schon braun und schwarz unter dem Gesicht und mit dem schweren Leid behaftet. Als sie bei diesem Jammer keinen Rat wußte und ihre Nachbarn auch nicht zu Hilfe rufen durfte, aus Besorgnis, sie möge wegen der Verwahrlosung ihres Kindes gestraft werden, fielen ihr ein die vielfältigen Miraculen, so zu Mariae Engelpforten durch die Fürbitt der hl. Mutter Annae geschehen, woselbsten sie vorher etliche Jahrlang gedient.

Sie gelobet einen Bittgang und Opfer dahin. Alsbald darauf kommt das Kind wiederum zu sich, wird frisch und gesund.

Anno 1669, als ein Weib zu Mörsdorf etliche Tage in Kindsnöten gelegen und nicht gebären konnte, verspricht sie endlich den 30. Martii einen Bittgang und Opfer der hl. Mutter Annae nach Engelpforten. Alsobald wird sie ihrer Bürde glücklich entbunden.

Im Jahr 1671 hatt ein Weib in Treis ein krankes Kind, so mit dem schweren Leid behaftet. Nachdem sie allerhand Mittelen gebrauchet und das arme Kind danach der Krankheit nicht entlediget wurde, hat sie ihre Zuflucht genommen zu der hl. Anna in Engelpforten, woselbsten sie auch nach angestelltem Bittgang und verrichtetem Opfer durch gemelte Vorbitt erhöret worden und dem Kind die völlige Gesundheit erhalten hat.

Im Jahr 1676, am heiligen Pfingstmontag ist allhier gewesen ein Weib von Neef so keine Kinder bis dahin beim Leben erhalten konnte, hatte ein krankes Kind bei sich, welches am Leibe ganz vergangen, also, daß die betrübte Mutter großes Herzenleid daran ersehen. Als sie aber von denen vielfältigen Miraculen, so zu Maria Engelpforten durch die Fürbitt der hl. Mutter Anna geschehen, gehöret, mit großem Vertrauen einen Bittgang und Opfer daselbsten verrichtet, ist das Kind von der Zeit an bis auf den heutigen Tag frisch und gesund verblieben. Dergleichen Miraculen geschehen noch immerzu, welche, Weitläufgkeit zu verhüten, allhier nicht beschrieben werden. Lobet Gott und seine Heiligen. Amen!«



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